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Modell- und Formenbau
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Ein Handwerk als wichtiger Zulieferer

Fälschlich sehr häufig mit dem Hobby-Modellbau identifiziert ist das Modellbauerhandwerk die wohl am meisten unterschätzte Branche der deutschen Holzwirtschaft. Nur wenigen Außenstehenden ist bewusst, dass es sich um ein kleines, aber hochtechnisiertes und spezialisiertes Gewerbe handelt, das für zahlreiche Industriebereiche wie etwa Gießerei, Maschinenbau, Automobilwirtschaft oder Luft- und Raumfahrttechnik ein wichtiger Zulieferer ist. Als unentbehrlicher Partner in der Produktentwicklung und der Fertigung von Produktionswerkzeugen trägt das Modellbauerhandwerk an ganz zentraler Stelle zum Funktionieren einer modernen, industriell geprägten Volkswirtschaft bei. Beeindruckend sind dabei weniger die nackten Umsatz- und Beschäftigtenzahlen, sondern vielmehr die hohe technische und handwerkliche Kompetenz und die Entwicklungsfähigkeit der Branche. Handwerksrechtlich formal zählt das Modellbauerhandwerk noch immer zum Holzgewerbe, doch in den letzten Jahrzehnten hat es sich in weiten Teilen durch die Anpassung an veränderte Werkstoff- und Fertigungsbedingungen aus dieser Zuordnung entfernt. Sein Ursprung und die weiterhin intensive Verwendung des Holzes als preiswertes Ausgangsmaterial begründen aber den holzwirtschaftlichen Kontext.

 

Im zeitgeschichtlichen Rückblick ist der Modellbau traditionell eng verbunden mit der Entwicklung der Gießereitechnik. Mit der Entdeckung, dass Metalle durch Hitze geschmolzen und anschließend zu Figuren, Schmuckstücken oder Gebrauchsgegenständen gegossen werden können, entstanden die ersten Dauerformen. Naturgetreue Modelle des zu gießenden Gegenstandes wurden aus Holz oder Bronze zum Abformen in Sand und Lehm gefertigt. Ab Mitte des 14. Jahrhunderts kam der Eisenguss auf und mit ihm entwickelte sich die Herstellung von Modellen, Rahmen und Schablonen zu einer professionellen Fertigkeit von Gießermeistern. Während der Industrialisierung wurde der Eisenguss ein unentbehrlicher Werkstoff im Maschinen-, Brücken- und Hausbau. Befassten sich aufgrund des bevorzugten Materials Holz zunächst noch Tischler und Schreiner mit der Modellherstellung führten die wachsenden Anforderungen an die Modelle schließlich zum eigenständigen Beruf des Modelltischlers.

 

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzen sich in der Gießereitechnik neue Verfahren durch, der erste Schritt zur Formmaschine erfolgt, erstmals gelingt es Stahl und Aluminium zu gießen. "Inzwischen hat der Beruf des Modelltischlers einen festen Platz als Werkzeugmacher des Gießers, so dass um die Jahrhundertwende die ersten selbständigen Modellwerkstätten entstehen, vorzugsweise in der Nähe von Gießereien." (MENDEN, 1991, S. 4) In Arbeitsweise und Ausstattung ähneln sie herkömmlichen Tischlereien, doch die weitere Differenzierung führt in 30er Jahren des 20. Jahrhunderts zu eigenständigen Interessenvertretungen handwerklicher Modellbaubetriebe und ab 1939 zur förmlichen Schaffung des Ausbildungsberufes "Modellbauer". In der Folge entwickelt sich das Modellbaugewerbe geradezu sprunghaft weiter. Die beschleunigte Entwicklung neuer Fertigungstechniken einerseits und von Gusskonstruktionen andererseits, die immer komplizierter und höher beansprucht werden, verlangen vom Modellbauerhandwerk eine außerordentliche Anpassungsfähigkeit. In den Unternehmen ziehen völlig neue Werkstoffe ein. Sperrhölzer, Eisen- und Nichteisenmetalllegierungen, Kunststoffe und Reaktionsharze verlangen und ermöglichen neue Verarbeitungsmethoden. Zugleich gelingt es durch Mechanisierung - komplexe Fräsmaschinen erleichtern und ersetzen zeit- und kräftesparende Handarbeit - rationeller auf die Kundenanforderungen zu reagieren. Neue Wege des Konstruierens und Fertigens wurden in den letzten zwei Jahrzehnten mit der elektronischen Datenverarbeitung, d.h. mit dem Einzug von CAD/CAM-Systemen, erschlossen. Schnelligkeit, Zuverlässigkeit und Präzision - Mess- und Anreißmaschinen finden mittlerweile breiten Einsatz - haben den Modellbau von Grund auf verändert. Viele Unternehmen haben ihr Programm erheblich erweitert. Der Formen- und Werkzeugbau zählt ebenso dazu wie die Anfertigung von Urmodellen, Kopiermodellen und Lehren oder von Architektur- und Funktionsmodellen. Folgerichtig wurde die Ausbildung 1989 reformiert und in die Fachrichtungen "Produktionsmodellbau" und "Anschauungsmodellbau" entsprechend den betrieblichen Erfordernissen differenziert. Zum Produktionsmodellbau zählen die früheren Bereiche Holz- und Metallmodellbau, er umfasst neben dem Gießereimodellbau auch den Karosserie- und Formenbau.

 

Zur Vertretung ihrer Interessen knüpften die Modellbaubetriebe nach dem 2. Weltkrieg an die organisatorischen Anfänge, den regionalen Modellschreiner-Innungen, an. Der organisatorische Wiederaufbau mündete 1967 im Zusammenschluss aller Modellbauer-Innungen zum Bundesinnungsverband des Deutschen Modellbauer-Handwerks, heute kümmert er sich unter den Namen "Bundesverband Modell- und Formenbau" um eine aktive Berufsstandspolitik.

 

Aktuell sieht sich das Modellbauerhandwerk herausgefordert durch weitere rasante Technologiesprünge. Im Zeitalter immer kürzerer Produktzyklen und wachsender Variantenvielfalt steht der Werkzeug-, Modell- und Formenbau unter dem Zwang, die Fertigungszeiten weiter drastisch zu reduzieren. "Das Verkürzen der Prozesskette von der Produktidee bis zum fertigen Produkt ist daher seit Jahren zentrales Thema." (WEINERT et al., 1999, S. 3) Unterschiedliche Verfahren des "Rapid Prototyping" (RP) bieten bei der Produktentwicklung die Möglichkeit, die neu entworfenen Produkte schon im Vorfeld innerhalb kürzester Zeit in ihrer realen Form zu begutachten und zu optimieren. Es handelt sich dabei um schnelle und kostengünstige Techniken, die ausgehend von dreidimensionalen Computerdaten direkt und ohne Einsatz von Formen und Werkzeugen dreidimensionale Modelle erstellen. RP-Verfahren ermöglichen die Parallelisierung und Integration bisher seriell gestalteter Arbeitsabläufe: Das eigentliche Produkt als auch der dazugehörige Herstellungsprozess werden gleichlaufend konzipiert. Auf diese Form des Entwicklungsprozesses, zusammengefasst unter dem Begriff des "Simultaneous Engineering", müssen sich Modellbaubetriebe einstellen. Verlangt werden ein hohes Maß an Flexibilität und Anpassung der Fertigungskonzepte an ständig wechselnde Anforderungen. Aufgrund hoher Investitionskosten und des sehr spezifischen Fertigungs-Know-hows ist es für Handwerksbetriebe unerlässlich, auf Kooperation und Arbeitsteilung untereinander zu setzen.

 

Eine weitere Herausforderung ist der wirtschaftliche Strukturwandel in wichtigen Abnehmerbranchen, insbesondere in der Automobilindustrie. Dort ist die Zahl der Zulieferer in letzten Jahren drastisch reduziert und häufig auf Systemlieferanten als Zwischenglied beschränkt worden. Darüber hinaus haben auch Konstruktions- und Ingenieurfirmen eine veränderte Rolle übernommen. Sie bieten vermehrt Komplettleistungen an, die sich häufig mit typischen Arbeiten von Modellbauern überschneiden. Der Modellbaubetrieb muss darauf mit der Neustrukturierung der Kundenbeziehungen reagieren. Der zunehmende Wettbewerb durch Fremdanbieter erfordert zudem, dass Modellbaubetriebe ihre Dienstleistungen erweitern und sich noch mehr als bisher als Problemlöser, vom Design über das Modell bis hin zum Serienteil, profilieren (BUNDESINNUNGSVERBAND DES DEUTSCHEN MODELLBAUER-HANDWERKS, 1995, S. 3).

Literatur

  • BUNDESINNUNGSVERBAND DES DEUTSCHEN MODELLBAUER-HANDWERKS (1995) Strukturwandel im Modellbauer-Handwerk. Welche Auswirkungen haben die Veränderungen in der Automobilbranche auf den Modellbau? Modellbauer-Handwerk 4/95: 1 - 4.
  • GERNOT, T. (1994) Beiträge zum Simultaneous Engineering bei der Produkt- und Prozeßplanung für die Spritzgießfertigung. Verlag Mainz, Aachen, 231 S.
  • KLOCKE, F. (1998) Die Prozeßkette im Werkzeug- und Formenbau. In: VDI-GESELLSCHAFT PRODUKTIONSTECHNIK (ADB) Werkzeug- und Formenbau: Tagung Aachen, 11. - 12. Mai 1998. VDI Verlag, Düsseldorf, S. 1 - 34
  • MENDEN, A. (1991) Gießerei-Modellbau. Gießerei-Verlag, Düsseldorf, 877 S.
  • WEINERT, K.; ALBERSMANN, F.; GUNTERMANN, G.; KALVERAM, M.; SCHWIETERING, C. (1999) Werkzeug-, Formen- und Modellbau heute. In: INSTITUT FÜR SPANENDE FERTIGUNG, ISF (ed.) 3D-Erfahrungsforum Werkzeug- und Formenbau, Begleitband: Tagung Dortmund 25./26. Februar 1999. ISF, Dortmund, S. 3 - 25
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